Als Tanzlehrerin arbeite ich für gewöhnlich dann, wenn andere frei haben. Am vergangenen Sonntag hatte aber auch ich frei und war seit Langem wieder zum "freien Tanzen" in einem Club. Betitelt war die Veranstaltung mit "Ü30", wodurch klar war, dass nicht nur abgezappelt, sondern auch paarweise getanzt werden wird. Dem war auch so.
Nachdem ich mir bei der mehr oder weniger freundlichen Bedienung ein Getränk bestellt hatte, begab ich mich in Richtung Tanzfläche und was dort zu beobachten war, bestätigte mich, warum ich "Success in Motion" ins Leben gerufen habe.
Denn, warum tanzen die Menschen nicht miteinander? Und damit meine ich warum tanzen die Menschen nicht miteinander? Entweder wurde sich solo bewegt (was ja völlig in Ordnung ist, auch ich tanze gerne alleine einfach zur Musik, so wie ich es gerade will) oder eben paarweise.
Zuvor sei erwähnt, dass ich auch Paare beobachten konnte, die sich sehr harmonisch und liebevoll miteinander bewegt haben! Ein Hoch auf euch!
Hier die Beispiele der "anderen Art":
1. Ein Pärchen hat offensichtlich vor kurzer Zeit begonnen einen Tanzkurs zu besuchen und streitet sich nun erkennbar um jeden "richtigen" Schritt. Als sei es ein Wettbewerb - wer sich am wenigsten vertanzt, muss morgen kochen? Den Müll raus bringen? Die Kinder abholen? Übrigens, für die, die sich hier wiedererkennen, oft sind es (entgegen jeder Erwartung der überzeugten Dame) die MÄNNER, die mehr Punkte bei dieser Art Wettbewerb sammeln. Die übereifrige Dame spielt nur gerne die "Multitasking-Karte" aus und bringt den bemühten Herrn damit völlig um den Verstand! Dabei will er ihr überhaupt nichts böses, im Gegenteil. Lieber, bemühter, halb verzweifelter Herr, es gibt großartige Tipps und Tricks eurer Tanzpartnerin den nörgelnden Wind aus den Segeln zu nehmen. Vielleicht sehen wir uns ja mal beim Seminar^^
2. Ein temporäres Pärchen, das vermutlich jeweils mehr als einen Drink hatte und nun alles gibt, die Testosteronkurve so richtig in die Höhe zu treiben. Die Dame ist besonders in Action, er eher leicht überfordert mit der, sich wild vor ihm herumwirbelnden Dame. Dass sie dabei nicht laut ruft "BITTE, GIB MIR ANERKENNUNG UND SELBSTBEWUSSTSEIN!!!!!" ist alles.
Auch hier sei gesagt, natürlich ist es für uns wichtig anerkannt zu werden und eben daraus tanken wir Selbstbewusstsein! Ein enorm wichtiges Thema, denn, erwiesenermaßen ist es das aller schlimmste für uns, nicht (an-)erkannt zu werden von unserem Umfeld. Aber wäre es nicht schöner (und weniger verstörend) wenn wir das auf dezentere Art und Weise schaffen würden, ohne die Gefahr uns das Becken dabei zu brechen?! Ja, ich denke das wär schön... Und auch das kann man lernen! Mach dich besonders...
3. Wieder ein temporäres Pärchen aber von noch kürzerer Dauer als das, von Punkt 2. Die Dame wird aufgefordert. Sie ist tanzwillig, vom äußerlichen Erscheinungsbild des Gegenübers scheint sie auch nicht abgeneigt. Die Beiden tanzen einen Discofox zu "Maniac". Und she really danced, like she probably never danced before...
Der junge Mann ist gewillt, ihr möglichst all seine tänzerischen Fähigkeiten in den knapp vier Minuten eindrucksvoll zu präsentieren. Von Damensolo rechts nach links, Körbchen, Brezel usw... in alle Richtungen mit abrupten Wechseln, fest zugegriffenen Händen und ausgestreckten Armen, rennt die zuvor so hoffnungsvolle Dame seine Wege mit ab, in die er sie rein schmeißt.
Etwas taumelnd begeben sie sich danach von der Tanzfläche, lächeln sich noch ein mal nett zu, das war's.
Wird sie ein zweites Mal seine Aufforderung zum Tanz annehmen? Ich fürchte nicht. Es sei denn, sie ist ein sehr empathischer Mensch, dann vielleicht aus Mitleid.
Es gibt SO tolle Bewegungen und Methoden der Führung und des Folgens, wenn man gemeinsam tanzen möchte. Warum diese Passivität, Aggressivität, dieser Egoismus?
Ich würde mir, zur allgemeinen Zufriedenheit etwas mehr Achtsamkeit wünschen.
Wie das beim gemeinsamen Bewegen funktioniert, würde hier den Rahmen sprengen. Wenn wir uns vorher nicht beim Seminar treffen, vielleicht im nächsten Blog ein paar Tipps dazu. ;)
Herzlich, tänzerische Grüße,
Veronica
